Mozart Violinsonaten mit Thomas Goldschmidt und Norman Shetler

19,90

Kategorie:

Beschreibung

  Wolfgang Amadeus Mozart Sonatas for violin and piano
01 Nr. 6 D major KV 306 Andante cantabile 09:07
02 Nr. 7 F major KV 376 Allegro 04:40
03 Andante 06:09
04 Rondeau 05:53
05 Nr. 2 E flat major KV 302 Allegro 12:16
06 Rondeau (Andante grazioso) 06:35
07 Nr. 12 E flat major KV 380 Allegro 10:44
08 Andante con moto 08:17
09 Rondeau [Allegro] 04:24
Thomas Goldschmidt, violin

Norman Shetler, piano

 

Live recording

Julius-Spital-Gartenpavillon

Würzburg/Germany

 

Production:

www.Ellenberger.me  !

 

 

 

Die Kunst des Ausgleichs.

Zu Mozarts Violinsonaten.

Wir legen ein Andante cantabile, Mittelsatz der dreisätzigen Violinsonate D-dur KV  306 zugrunde. Es steht auf deren Unterquinte G und beschreibt als Sonatenanlage den auf ihrer Quinte kulminierenden Bogen G D G. Mozart eröffnet mit einer Cantilene, die in proportionaler Entsprechung dem gleichen Duktus folgt:

[Notenbeispiel 1]

Der vom Grundton ausgehende, ansteigende Bogenarm erreicht die Quinte nicht in einem Zug: Er hält auf der Quarte inne und findet zurück zur Terz, um über einen zweiten, zur Sexte springenden Ansatz den Höhepunkt zu festigen. Die Cadenz zum Grundton zurück erfolgt in zwei Phasen: Die erste im fallenden Stufengang aus der Quinte zu deren Unterquarte (a), die zweite, von einem arpeggierten Akkord abgetrennte, durchläuft den Oktavrahmen bis zum Grundton.

Die Weise, das Thema des Satzes, ist von den Instrumenten Violine und Klavier adaptierter Gesang. Ein in Mittellage der Stimme -der Intensivzone-  wirkender Zentralton  -der Ténor-  zieht, einem Magneten gleich, die Töne in seinen Bann. Hier ist es der Quintton „d“. Der Tonsetzer charakterisiert die Climax mit einer beibehaltenen rhythmischen Figur T. 3-5. Seitenthema und Schlußgruppe bleiben cantilenenbestimmt. Sie sind Cadenzvarianten.

[Notenbeispiel 2 ]

Das Wesen der Cantilene beruht auf ihrer relativen Unabhängigkeit: Die Harmonik hat hier nur eine dienende Funktion, und auch in einen metrisch-periodischen Rahmen läßt sich diese Cantilene nicht zwingen. Sie begrenzt sich auf sieben Takte, das Seitenthema auf fünf. Erst im Verlauf  -z.B. zu Beginn der Durchführung-  treten das Seitenthema auf fünf. Erst im Verlauf  -z.B. zu Beginn der Durchführung-  treten metrisch-periodische Gegensätze hervor:

Notenbeispiel  (Produktbildergalerie)

Hierzu kommen noch improvisatorisch-concertante Elemente, die das Ganze harmonisch abrunden.

Im statisch-dynamischen Spannungsverhältnis stehen auch die Zeitproportionen: Als Grundmaß erweist sich die Siebentaktigkeit der Cantilene. Die Exposition hat 5×7(34), die Durchführung 3×7(23), die Reprise exakt 4×7(28), das Ganze 12×7(85) Takte. Das Verhältnis von Exposition mit Durchführung zum Ganzen beträgt 2:3(8×7=56 zu 12×7=84). Die Abweichungen rühren vom Einwirken einer alternativen progressiv-dynamischen Proportionenfolge her:

Dem in der Architektur verwandten Goldenen Schnitt. Er läßt sich in Zeitwerte (hier Takte) mit dem Zahlensystem des mittelalterlichen Mathematikers Fibonacci umsetzen: 1 2 3 5 8 13 21 34 55 89 (Eine jede ist die Summe zweier vorangegangener Zahlen). Der erste Doppeldurchgang der Cantilene hat 13 Takte, die Exposition 34, die Folgezahl 55 steht in der Mitte einer herausfallenden Mollvariante des Reprisenvorfeldes (53-57), das Ganze erreicht aufgrund der alternativen Begrenzung (12×7) die 89 nicht ganz. Das Verhältnis von Exposition zum Ende der Durchführung ist 5:8.

Der Tonsetzer ist bei der Planung der Komposition wie ihrer Ausarbeitung auf den Ausgleich der Spannungsverhältnisse bedacht. Er muß ihn bei jeder wie immer gearteten Anlage neu austarieren. Unsere Lösung bezieht sich nur auf diesen Satz.

Christoph Hohlfeld